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Kapitel 45 - wenn sich das Blatt wendet

  Ein befriedigendes Klacken ert?nt, als der Riegel im Mechanismus der Tür nachgibt und diese weit aufschwingt.

  Rhea verliert keine Zeit, sondern marschiert geradewegs auf den Elfen zu und packt ihn am Hals.

  Der Gefangene gibt eine überraschten Laut von sich, doch nicht mehr. Erst einen Augenblick sp?ter begreift die Fürstin, dass sie vergessen hat, ihren Handschuh auszuziehen.

  Wütend, zum Teil auch über ihre eigene Dummheit, schl?gt sie den Kopf des Elfen hart gegen die Wand hinter ihm, bevor sie ihn losl?sst. Dieser jault auf vor Schmerz und hebt eine Hand an die verlezte Stelle, doch für mehr hat er keine Zeit, denn Rhiscea hat innerhalb von einem Augenblick ihren Handschuh ausgezogen und ihn wieder an der Kehle gepackt.

  Diesmal heult der Elf auf, sobald die Haut der Fürstin seine eigene berührt.

  Es war Rheas Plan, dem Vampir die Luft abzuschnürrem, allerdings hat sie danebengegriffen und h?lt jetzt anstelle seines Halses seinen Kiefer fest. Kurz steigt erneut Ver?rgerung über sich selbst in ihr auf, flacht aber bald wieder ab, als sie sieht, wie das Wesen verzweifelt versucht, ihre Hand von sich wegzuzerren.

  Es scheint auch so gut genug zu funktionieren, beschlie?t sie und anstatt umzugreifen, st??t sie ihn erneut gegen den Stein.

  Ein unterdrückter Schmerzenslaut entf?hrt dem Elfen bei dem Aufschlag, doch er versucht weiter ihren Griff zu l?sen.

  Rhiscea beobachtet das mit einer Ausdruckslosen Miene. Ein kleiner Teil von ihr genie?t es, ihn so k?mpfen zu sehen aber sie will es auch nicht übertreiben.

  Nach einem letzten, langen Blick, l?sst sie seinen Kopf mit Schwung zur Seite schnellen, bevor sie ihn losl?sst. Der Elf taumelt, von der Bewegung mitgerissen, gegen das Gitter seiner Zelle, wo er schlie?lich wieder sein Gleichgewicht finden kann.

  Seine Atmung geht schnell und zitternd, w?hrend er, sich an den metallenen St?ben anlehnend, versucht wieder auf die Beine zu kommen.

  Mit der Gewissheit einer überlegeneren Position kehrt die Fürstin dem Elfen den Rücken zu und streift den Handschuh wieder über. Sie will gerade durch die offene Zellentür spazieren, als etwas von oben nach unten durch ihr Blickfeld saust und sie nach hinten gerissen wird.

  “Keinen Mucks, oder ich rei? dir die Kehle auf”, faucht es hinter ihr in einem Halbflüsterton.

  Der warme Atem an ihrem Nacken gibt ihr Gewissheit darüber, dass der Vampir sein Versprechen augenblicklich wahr machen kann.

  Für einen Augenblick rührt sich keiner der Beiden. Rhea ist noch viel zu sehr damit besch?ftigt, ihre Lage zu begreifen. Gerade eben war sie noch dabei, dem Elfen eine Lektion zu erteilen und pl?tzlich steht er hinter ihr und h?lt ihr einen Strick um den Hals.

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  Und eben jener Strick beginnt ihr unangenehm die Luft abzuschnüren. Sie versucht ihre Finger darunter zu quetschen, um zumindest ein wenig Abstand zwischen das Seil und ihre Luftr?hre zu bekommen, doch ihre Bemühungen sind nur teilweise erfolgreich.

  Ein zischender Laut durchbricht kurz die Stille, als sie es schafft, den Druck ein wenig zu mindern und einige Schlücke Luft in ihre Lungen gelangen.

  Der Elf zieht augenblicklich das Seil st?rker an, doch Rhea hat nicht vor, das Atmen kampflos aufuzugeben. Mit aller Kraft stemmt sie sich gegen ihren Angreifer und dieser stolpert überrascht rückw?rts. Anstatt jedoch umzufallen, wie Rhiscea es sich erhofft hatte, wird seine Bewegung an der Wand hinter ihm gebremst und Rhea durch den Schwung nur n?her an ihn gedrückt.

  In einer stillen Sekunde glaubt sie fast, den Herzschlag des Elfen h?ren zu k?nnen. Er geht schnell, überschl?gt sich beinahe. Es überrascht sie ein wenig. Egal wie ruhig seine Stimme gerade noch geklungen hat, er ist wohl nicht halb so selbstsicher wie er sich gibt.

  Dann lockert sich pl?tzlich das Seil ein wenig und Rhea nutzt sofort die Gelegenheit, um beide H?nde durchdurchzustecken und sich wieder Platz zum atmen zu verschaffen. Noch in demselben Moment aber reagiert auch der Elf und wickelt den Strick blitzartig um ihre Handgelenke.

  Bevor sie sich versieht sind ihre H?nde gefesselt und der Schlüssel der gerade noch an ihrer Hüfte gehangen hat, in der Hand ihres Angreifers.

  Sie will sich ihn zurückholen, den Hybriden an der Kehle packen und auf den Boden schleudern, doch der Elf ist wieder schneller als sie. Ein Tritt ins Schienbein l?sst sie stolpern und bevor sie ihre Balance wiederfinden kann, ist ihr ehemaliger Gefangener bereits aus der Zelle herausgesprungen und hat die Tür hinter sich verschlossen.

  Sie schafft es gerade noch, die Gittetst?be zu greifen, als der Elf schon einen Schritt zurück macht.

  Kurz bleiben sie stehen, er schnell und flach atmend, sie vor Wut schnaubend.

  “Das wirst du bereuen”, zischt die Fürstin.

  Er scheint etwas antworten zu wollen und ?ffnet den Mund, doch überlegt es sich dann noch einmal anders. Nach einem letzten, stummen Blick wendet er sich ab und l?uft zum Treppenhaus.

  “Hühnerdreck”, flucht Rhea.

  Ersch?pft l?sst sie den Kopf gegen die Gitterst?be sinken.

  Sie sitzt jetzt wirklich ganz sch?n in der Pampe. Selbst wenn sie schreien würde, wie am Spie?, k?nnte sie wahrscheinlich niemand h?ren. Viktor schl?ft am anderen Ende des Geb?udes, Ruby würde ihr in ihrem jetzigen Zustand keine Hilfe sein und Malo klappert immer noch Kneipen ab. Mal ganz davon abgesehen, dass sowohl der Kerker als auch das Folterzimmer eigentlich gebaut sind, um Schall zu schlucken.

  Selbst wenn zuf?llig gerade irgendwer da w?re, um ihr zu helfen, sie ist sich nicht einmal sicher, ob sie das wirklich willkommen hei?en k?nnte. Sie hatte den Elfen am Leben gelassen und hier verwahrt, weil sie sich sicher war, ihn unter Kontrolle zu haben. Das war auch der Grund, weswegen die Oberin es überhaupt erlaubt hatte. Und jetzt war sie hier hineinstolziert, betrunken, mit Schlüssel und potenzieller Waffe am Gürtel und hatte dem Gefangenen voller Selbstvertrauen den Rücken zugekehrt. Wie konnte sie blo? so dumm sein…

  Sobald sich das herumspricht, ist sie das Vertrauen ihrer Bürgen und wahrscheinlich auch ihr Amt los.

  “Schei?e, schei?e, schei?e”, flucht sie weiter, w?hrend sie die verschr?nkten Arme an einer quer gelegten Gitterstange abstützt und ihren Kopf darin versinken l?sst.

  Sie driftet immer wieder kurz in die Welt der Tr?ume ab, bevor ihre ungemütliche Stehposition sie in die Wachwelt zurückholt. Und so kann sie nicht sicher sagen, wie viel Zeit bereits vergangen ist, als sie pl?tzlich leise Schritte auf dem steinernen Boden vernimmt.

  N?chstes Kapitel: 20.03. “alter Barde”

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