Eine weiterer Tag bricht an und die Sonnenstrahlen lugen noch kaum zwischen den ?sten des dichten Waldes hindurch, als die beiden Reisegef?hrten schon auf den Beinen sind, bereit für eine weitere ermüdende Wanderung.
Seit sie aufgewacht ist, versucht Rhiscea in der Mine und Gestik des Elfen ein Hinweis auf den gestrigen Vorfall zu finden. Doch falls er sich an seinen Albtraum erinnert, dann ist er gut darin, die Emotionen zu verstecken. Wenn überhaupt, ist er vielleicht etwas stiller als sonst aber das war es auch.
Sie seufzt. Welcher Nachtmahr ihm auch so zugesetzt hat, sie wird es wahrscheinlich nie erfahren.
Den Gedanken in den Hintergrund schiebend, l?sst sie ihren Blick wandern. Der Wald um sie herum erscheint ihr jünger mit jeder Meile, die sie sich hinter sich legen. Die B?ume sind dünner und ihre Kronen reichen nicht mehr so weit in den Himmel wie vorher. Ob sie vielleicht n?her an die Grenze kommen? Sie kann es nicht mit Sicherheit sagen.
Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel l?sst ihren Kopf zurück zum Elfen schnellen. Er hat das Messer von seiner Hüfte genommen und h?lt es nun in der Hand. Der Anblick der Waffe gepaart mit seiner geduckten Haltung lassen ihn beinahe kampfbereit wirken. Aber kampfbereit wofür? Rhea kann weit und breit nicht den Hauch von Gefahr entdecken, nur Gestrüpp und B?ume.
Nerv?s blickt sie sich um, w?hrend sich langsam ihr Herzschlag erh?ht. Wenn der Elf meint in Gefahr zu sein, dann muss auch sie sich wappnen. Mal abgesehen davon, dass sie nichts zur Verteidigung bei sich tr?gt, kann sie sich nicht einmal frei bewegen, denn ihre H?nde sind immer noch zusammengebunden. Das beste, was ihr in diesem Moment als Waffe einf?llt, ist ein robuster Stock.
Noch w?hrend sie den Waldboden nach einem geeigneten stück Holz absucht, entdeckt sie pl?tzlich die Gefahr, welche der Elf bereits von weitem ersp?ht hat.
Eine Stra?e.
Rhisceas Schritte stocken vor überraschung.
Eine Stra?e, ein Zeichen der Zivilisation.
In ihrem Inneren mischen sich Gefühle der Erleichterung, Hoffnung, Aufregung und Verwirrung. Wieso sollte der Elf in das K?nigreich zurückkehren wollen? Jeder hier wird ihm sofort an den Kragen gehen. Insofern war wohl zumindest seine defensive Reaktion nachvollziehbar. Dennoch ergibt sein Handeln für sie keinen Sinn. Was blo? k?nnte er innerhalb der Grenzen wollen?
W?hrend sie weiter die Stra?e beobachtet, f?llt ihr noch etwas auf und es tr?gt nicht dazu bei, Klarheit über den Plan des Elfen zu verschaffen.
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Sie kennt diese Stra?e.
Es ist der exakt selbe Waldweg, der sie bereits so oft nach Hause gebracht hat, sowohl als Kind als auch als Fürstin. Nach Hause zum Winterwohnsitz ihrer Mutter, der Oberin.
Was blo?…?
Der Elf dreht sich ruckartig zu ihr um und unterbricht damit ihre Gedanken.
“Runter”, befiehlt er scharf.
Verwirrt blinzelt ihn Rhea an.
“Herunter”, widerholt er sich, diesmal liegt mehr Nachdruck in seiner Stimme.
Als sie wieder nicht reagiert, wirft er einen besorgten Blick hinter sich. Etwas scheint ihn verunsichert zu haben.
Gerade als Rhea sich fragt, was es wohl diesmal ist, erkennt sie eine Bewegung zwischen den B?umen. Doch erst als sie das Klappern von Pferdehufen auf steinigem Untergrund und das Lachen von Menschen h?rt, kann sie das Bild vor sich zuordnen. Eine Karawane an Gauklern, Wahrsagern und Zauberern scheppert den Waldweg entlang, direkt auf sie und den Elfen zu.
Sie rei?t sich erst von dem Anblick los, als sie ihr Reisegef?hrte am Arm packt. Kurz ringen sie miteinander und Rhea kann ihre Position gut behaupten, doch dann bekommt sie einen schwungvollen Tritt in die Kniekehle und ihre Beine geben unter ihr nach. In einem Moment flucht sie noch laut vor Schmerz, im n?chsten landet sie bereits auf allen vieren.
Noch bevor sie sich versieht, wird sie von der Hand, welche immer noch fest ihren Arm umklammert h?lt, gewaltsam auf den Rücken gedreht und der Elf nagelt sie mit seinem eigenen Gewicht auf dem Boden fest. über seine zweite Hand zieht er schnell den ?rmel seines Hemde und h?lt ihr damit den Mund zu. Sie will gerade protestieren und ihn von sich schubsen, doch da spürt sie das bekannte Metall unter ihrem Kinn.
“Keinen Mucks…”, faucht der Elf, dessen Gesicht direkt vor dem ihren schwebt.
Aber er braucht den Satz nicht zu beenden, sie wei? was er sagen will. 'Oder ich schlitze dir die Kehle auf', 'Oder ich lass dich ausbluten wie ein Schwein′, `Oder ich verteile deine Eingeweide auf dem Boden auf dem du stehst′, nein stopp, das hatte sie ihm einmal angedroht.
“…oder ich rei?e jedem von denen die Gurgel raus”, beendet er seine Drohung.
überrascht h?lt Rhea Inne. Das hatte sie nicht erwartet.
Seine Augen wandern zurück zu der Stra?e und Rhiscea folgt seinem Blick. W?gen gezogen von Pferden und Eseln, kutschiert von lustig bekleideten Menschen klappern den Weg entlang. Alte Frauen mit bunten Tüchern umh?ngt, sitzen an den Seiten der Gespanne und zwischen all dem toben Kinder, klein und gro?. Einige spielen Fangen, andere sammeln Blumen vom Wegesrand. Es ist ein sch?ner Anblick, so viel Liebe, Leben und Freude. Die einzigen Waffen, die diese Menschen bei sich tragen k?nnten w?ren vielleicht L?ffel und Brotmesser.
Der Druck an ihren Hals verst?rkt sich und sie blickt zurück zum Elfen. Dieser fixiert sie mit seinem Blick, so als würde er auf eine Antwort warten.
Er wird seine Drohung wahr machen, dessen ist sie sich sicher. Und auch wen er nicht alle umbringen kann, schlie?lich sind es mindestens an die fünfzig Menschen, sie kann nicht ausschlie?en, dass viele von ihnen im Kampf leichte Opfer w?ren.
Geschlagen atmet sie tief aus und blickt zur Seite.
Der Elf scheint die Geste zu verstehen, denn er steckt das Messer weg, immer noch gebannt die langsam n?herkommende Truppe beobachtend.
N?chstes Kapitel: 29.04. "Ein wertvoller Teil des Plans"